Die richtige Strategie für die Standortwahl von Lieferanten

In der heutigen globalen Wirtschaft stehen Unternehmen vor komplexen Entscheidungen, wenn es darum geht, ihre Lieferketten zu optimieren. Die Wahl der richtigen Beschaffungsstrategie ist entscheidend, um Risiken zu minimieren und die Effizienz zu maximieren. Ob Nearshoring, Friendshoring, Multishoring oder Reshoring – jede Strategie hat ihre spezifischen Vorteile und Herausforderungen.

Lieferanten sind das Rückgrat eines erfolgreichen Unternehmens. Wenn Ihre Lieferanten nicht pünktlich liefern können, laufen Sie Gefahr, Kunden zu verlieren – und wenn diese einmal weg sind, kann es schwierig sein, sie zurückzugewinnen.

Dieser Überblick soll Ihnen helfen, die verschiedenen Strategien der Lieferantenauswahl zu verstehen und den richtigen Weg zu wählen, um Ihre Unternehmensziele zu realisieren und Ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Welche verschiedenen Strategien gibt es für die Auswahl von Lieferanten?

Nearshoring 

Beim Nearshoring wird die Produktion oder der Betrieb in benachbarte Länder statt in weit entfernte Regionen verlagert. Diese Strategie kann die Transportkosten senken, die Vorlaufzeiten verkürzen und die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette erhöhen. Außerdem können durch regionale Handelsabkommen Zölle und Verwaltungskosten gesenkt werden, was Nearshoring für Unternehmen mit hohen logistischen Anforderungen besonders attraktiv macht.

Vorteile von Nearshoring:

• Geringere Transportkosten: Kürzere Entfernungen senken die Kosten und verbessern die Lieferzeiten. 
• Kulturelle und zeitliche Abstimmung: Weniger kulturelle Unterschiede (z.B. Feiertage) und ähnliche Zeitzonen erleichtern die Zusammenarbeit.
• Nachhaltigkeit: Kürzere Strecken tragen zur Verringerung der CO2-Emissionen bei.
• Erhöhte Widerstandsfähigkeit: Lieferanten, die eng zusammenarbeiten, können sich schnell an eine veränderte Nachfrage anpassen. 

Herausforderungen des Nearshorings

• Höhere Personalkosten: Benachbarte Länder bieten möglicherweise nicht die gleichen Kosteneinsparungen wie beim Offshoring. 
• Kapazitätsengpässe: Es kann sein, dass es an Fachwissen oder Ressourcen für eine modernere Produktion mangelt.
• Gesetzlicher Rahmen: Unterschiedliche Auflagen können administrative Hindernisse schaffen.

Beispiele für das Nearshoring 

• Inditex (Zara) stellt seine Kleidung in Portugal und Marokko her, in der Nähe seiner Zentrale in Spanien. 
• Ford und Whirlpool haben ihre Produktion nach Mexiko ausgeweitet, um den nordamerikanischen Markt zu bedienen.
   

Multishoring 

Beim Multishoring werden Produktion und Lieferant auf mehrere Länder verteilt, um die Risiken zu verteilen und die Kosten zu optimieren. Durch die Nutzung der Vorzüge verschiedener Regionen können Unternehmen ein Gleichgewicht zwischen Preis und Qualität herstellen und die Anfälligkeit für Störungen in einzelnen Regionen verringern.

Die Diversifizierung der Lieferantenbasis ermöglicht es den Unternehmen, in verschiedene Märkte einzutreten und von lokalem Fachwissen und Ressourcen zu profitieren, während gleichzeitig die Risiken auf mehrere Regionen verteilt werden.

Der Multishoring-Ansatz ermöglicht es den Unternehmen, flexibler zu sein und sich rasch an Veränderungen der Nachfrage und der Marktbedingungen anzupassen. Er kann auch dazu beitragen, die Auswirkungen lokaler Störungen abzumildern und die Kontinuität der Versorgung im Falle unvorhersehbarer Ereignisse zu gewährleisten. Dieser Ansatz kann besonders für globale Unternehmen von Vorteil sein, die ein Gleichgewicht zwischen Kosteneffizienz und betrieblicher Stabilität anstreben.

Die Vorteile des Multishoring

• Risiko-Diversifizierung: Durch die Verteilung der einzelnen Abläufe wird das Risiko örtlich bedingter Unterbrechungen verringert. 
• Kostenoptimierung: Die Verknüpfung von Arbeitskräften, steuerlichen Vergünstigungen und Logistik schafft ein Gleichgewicht zwischen Kosten und Effizienz. 
• Skalierbarkeit: Multishoring ermöglicht eine schnelle Anpassung an Marktveränderungen.
• Zugang zu Talenten: Vielfältige Kompetenzen tragen zu Innovation und höherer Produktqualität bei.

Herausforderungen des Multishorings

• Komplexität: Die Steuerung von Lieferketten über mehrere Länder hinweg erfordert eine straffe Koordination. 
• Gesetzliche Rahmenbedingungen: Unterschiedliche Compliance-Anforderungen können Kosten und Komplexität erhöhen.
• Technologie-Investitionen: Für das Management von verteilten Aktivitäten werden fortschrittliche Systeme benötigt.

Beispiele für das Multishoring

• HP verlagert seine Laptop-Produktion nach Thailand
• Foxconn verlagert einen Teil seiner Fertigung von China nach Vietnam
• Apple verlagert die Produktion von China nach Indien und Vietnam.

Reshoring

Beim Reshoring geht es um die Rückverlegung der Produktion in das Heimatland, um die lokalen Lieferketten zu stärken und die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu verringern.

Durch die Verlagerung der Produktion vor Ort können die Unternehmen ihre Tätigkeiten besser kontrollieren und schneller auf die Nachfrage auf dem heimischen Markt reagieren. Außerdem können sie ihre strategischen Ziele in Bezug auf Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung besser umsetzen, um ihre negativen Einflüsse auf die Umwelt zu minimieren und zur lokalen Entwicklung beizutragen.

Vorteile von Reshoring

• Ökonomische Auswirkungen: Schafft Arbeitsplätze und unterstützt lokale Gemeinden. 
• Verbesserte Kontrolle: Unternehmen erhalten einen besseren Einblick in Qualität, Prozesse und immaterielle Vermögenswerte.
• Verringerte Risiken: Kürzere Lieferketten sind gegenüber globalen Unterbrechungen weniger anfällig.
• Besseres Image der Marke: Viele Kunden legen Wert auf lokale und nachhaltige Beschaffung.

Herausforderungen des Reshorings

• Höhere Kosten: Personal und Infrastruktur können die Rentabilität beeinflussen.
• Kapazitätsengpässe: Lokale Ressourcen wie Infrastruktur und Kapazitäten reichen möglicherweise nicht aus, um eine Produktion in großem Maßstab zu unterstützen.

Beispiele für das Reshoring

• Der britische Automobilhersteller Albert Jagger hat die Produktion von fast einer Viertelmillion Verbindungsteilen aus China ins Heimatland zurückgeholt.  
• Apple bringt einen Teil seiner Computerproduktion zurück in die USA. 
• General Electric verlegte die Produktion von Haushaltsgeräten von China und Mexiko nach Louisville, Kentucky.
  

Friendshoring 

Friendshoring bedeutet, dem Handel und der Produktion in politisch stabilen und ähnlich gesonnenen Ländern Vorrang einzuräumen. Es hilft Unternehmen, Risiken im Zusammenhang mit geopolitischen Spannungen und Handelsbarrieren zu verringern.

Durch die Abstimmung von Lieferkettenaktivitäten mit vertrauenswürdigen Partnern können Unternehmen ihre Beziehungen verbessern und so Unterbrechungen der Lieferkette verringern. Die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Partnern kann auch die betriebliche Effizienz und die Reputation der Marke verbessern. Diese Ausrichtung kann ein Gefühl des Miteinanders und des gegenseitigen Nutzens schaffen und das gesamte Ökosystem stärken.

Vorteile von Friendshoring

• Politische Stabilität: Zuverlässige Handelspartner verringern das Risiko von Unterbrechungen. 
• Stärkere Partnerschaften: Vorteilhafte Übereinkünfte senken die Zölle und verbessern den Marktzugang. 
• Ethische Aspekte der Anpassung: Die Produktion in Ländern mit ähnlichen Wertvorstellungen stärkt den Ruf der Marke. Dies kann besonders für globale Unternehmen von Vorteil sein, die sich als sozial bewusst und verantwortungsbewusst positionieren.  

Herausforderungen des Friendshoring

• Begrenzte Alternativen: Eine kleinere Lieferantenbasis kann die Anfälligkeit erhöhen.
• Höhere Kosten: Friendshoring bedeutet nicht immer niedrigere Preise.
• Probleme mit der Skalierbarkeit: Rasches Wachstum kann limitierte Lieferantennetze belasten.

Beispiele für das Friendshoring

• Im Rahmen seiner Friendshoring-Strategie verlagert Apple die Produktion von China nach Indien.
  

Wie wählt man die richtige Lieferantenstrategie?

Die Wahl der optimalen Standortstrategie für Zulieferer hängt von verschiedenen Faktoren ab, u. a. von den Unternehmenszielen, der Branche und den Marktbedingungen. Letztlich sollte die Entscheidung auf einer umfassenden Analyse der Faktoren beruhen, die mit den allgemeinen strategischen Zielen und der Marktpositionierung des Unternehmens in Einklang stehen.

Im Folgenden sind einige Faktoren zusammengestellt, die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten.

1. Kosten: Bewerten Sie Lohn- und Transportkosten sowie Zölle für verschiedene Regionen.
2. Risikomanagement: Analyse der politischen und wirtschaftlichen Stabilität und Erwägung einer Diversifizierung zur Verringerung der Risikoanfälligkeit. 
3. Nähe zum Markt: Kürzere Lieferzeiten verbessern die Kundenzufriedenheit.
4. Nachhaltigkeit: Anpassung der Strategie an die Ziele zur Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen und der Einhaltung ethischer Grundsätze bei der Beschaffung.
5. Komplexität in der Lieferkette: Passen Sie Ihre Kapazitäten an die Komplexität der Verwaltung von Lieferanten an verschiedenen Standorten an.

In einem sich schnell verändernden globalen Markt kann die richtige Lieferkettenstrategie – ob Reshoring, Friendshoring, Multishoring oder Nearshoring – Ihre Lieferkette stärken, Risiken verringern und die Effizienz verbessern.

Wenn Unternehmen über die richtige Information verfügen und flexibel sind, können sie mit den Herausforderungen umgehen und sich Wettbewerbsvorteile verschaffen. Wählen Sie eine kluge Strategie und rüsten Sie Ihre Lieferkette für langfristigen Erfolg.